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Washington D.C.

Fr., 19.09.14: Washington D.C. (Washington Monument und Washington bei Nacht)

Die Fahrt nach Washington D.C. führte zwar durch zeitweise recht viel Verkehr, aber ohne Stau und insgesamt ganz angenehm, wenn man hier auch wegen der Vielzahl der Highways doch oft aufpassen musste, dass man sich richtig einordnete. Um kurz vor 14 Uhr erreichten wir unsere Unterkunft im Washingtoner Stadtteil Mount Pleasant, einem hübschen Vorort, wenn auch nicht so gediegen-nobel, wie ich mir das vorgestellt hatte. Das über airbnb gebuchte Haus hatte vier Zimmer, wir hatten das einzige mit eigenem Bad, was aber ganz angenehm war, das Zimmer selbst gemütlich und ein wenig abgewohnt, aber eben nicht so steril wie manches Hotel, hier konnte man sich wohlfühlen. Nach dem Auspacken ging’s in 15 Minuten zu Fuß zur U-Bahn-Haltestelle Columbia Heights, wo wir uns jeder für $2 eine wiederaufladbare Metrocard ziehen mussten. Leider konnte ich nicht mit meiner Kreditkarte zahlen, musste deshalb noch einige Läden abklappern nach passendem Kleingeld, so dass die Zeit uns etwas davon rannte, schließlich konnten wir aber doch losfahren, bis zur Haltestelle Smithsonian und ziemlich exakt wenige Sekunden vor der gebuchten Uhrzeit 16:00 Uhr standen wir am Washington Monument, dem großen Obelisken in der Mitte der Mall. Nach etwas Schlangestehen und einem erneuten Sicherheitscheck ging’s auf 500 Fuß hoch zum Aussichtsdeck, von dem aus man einen tollen Blick weit über ganz Washington hatte, angefangen vom Jefferson Memorial über den Inlandsflughafen Ronald Reagan und das Pentagon im Süden, das Lincoln Memorial und den Friedhof Arlington im Westen, das Weiße Haus und die Innenstadt im Norden bis hin zum Capitol im Osten – sehr, sehr lohnenswert!

Wieder zurück “auf der Erde” liefen wir in die Stadt, um etwas Essbares zu finden und landeten schließlich im Così-Lokal, wo es so eine Art „gesundes“ Fast-Food gab, recht lecker, wie wir feststellten. Als nächstes wollten wir noch das Ford-Theater ansehen, in dem Abraham Lincoln erschossen wurde, das aber von außen ganz modern war nach erfolgten Restaurationsarbeiten und von innen leider schon geschlossen – schade! Schließlich liefen wir zurück zur Mall, wo gerade die Sonne langsam unterging und die Dämmerung herein brach, eine herrliche Zeit, um tolle Fotos vieler beleuchteter Sehenswürdigkeiten zu schießen, so vom Capitol, dem Washington Monument, dem Weißem Haus, dem WW2- und dem Lincoln Memorial.

Danach, wir wurden langsam müde, ging’s mit der U-Bahn zurück zur Unterkunft, wo wir gegen 23 Uhr eintrafen. Zwei Sachen fielen mir in Washington schon am 1. Tag auf: zum einen sind die Strecken zu Fuß unheimlich lang, erschöpfend und zeitraubend, da die Stadt sehr in die Fläche gebaut ist mit vielen sehr, sehr breiten Straßen und zum anderen ist dadurch das Stadtzentrum nicht wirklich gemütlich, eher steril, wir fanden auf Anhieb z.B. auch erst nur schwer ein gemütlich aussehendes und preislich akzeptables Lokal, das wird in manchen Vororten wie Georgetown mit entsprechender Bausubstanz und einem Kneipenleben (lt. Reiseführer) sicher anders sein, aber von den drei besuchten, großen Städten gefiel mir Washington bisher wegen dieser „Unpersönlichkeit“ am wenigsten, wozu sicher auch die riesigen, überdimensionierten Monumentalbauten beitragen, den imposanten Eindruck, den die Sehenswürdigkeiten für sich alleine machen, mal außen vorgelassen, aber für die Stadt als Ganzes konnte ich mich nicht auf Anhieb erwärmen. Wieder mal wurde es spät, bis gegen Mitternacht das Licht ausging.

Gefahren: 138 mi (222 km)

Unterkunft: Mt. Pleasant Shabby Chic BnB, gebucht über airbnb (123 $ / N. inkl. FS)

Sa., 20.09.14: Washington D.C. (Stadtrundgang, Arlington Cemetery)

Eine Woche ist rum. Und was haben wir nicht schon alles erlebt! Auch heute war, wie zu erwarten, ein Tag, an dem sehr viel gelaufen wurde. Das Frühstück um 8:00 Uhr in unserem B&B war lecker und abwechslungsreich, offensichtlich waren wir z. Zt. sogar die einzigen Gäste. Danach ging’s mit der Metro zur Haltestelle Capitol South, von wo aus wir die kurze Strecke zum Capitol zu Fuß liefen und pünktlich wie angegeben eine halbe Stunde vor unserem vorbestellten Tourbeginn um 10:10 Uhr ankamen. Die Sicherheitskontrolle verlief schnell und reibungslos, auch die Tickets hatte ich zügig in der Hand, so hatten wir noch etwas Zeit, uns vor der offiziellen Führung die interessante Ausstellung über die Geschichte des Capitols anzusehen, für die man auch gut und gerne eine ganze Stunde einrechnen könnte. Die eigentliche Führung durch das höchste Haus der USA begann dann mit einem Film über das Staatsmotto „E pluribus unum – Out of many one“, gut gemacht und, wie wir fanden, nicht allzu pathetisch. Die über 100 Leute wurden dann in 5 Gruppen aufgeteilt, man bekam ein Headset und die Führung ging los. Wir sahen neben der Rotunde (der Hauptkuppel) noch den ältesten Teil des Capitols, die Old Senate Chamber, sowie die National Statuary Hall, in der jeder Bundesstaat 2 Statuen aus Marmor oder Bronze aufstellen darf, eine davon war sogar Vorbild für das Standbild des Jebediah Springfield bei den Simpsons…! Insgesamt waren es soviele Statuen, dass sie gar nicht alle in den Raum passten, sondern z.T. auch woanders platziert werden mussten. In der Rotunde war es etwas schade, dass diese aufgrund laufender Restaurationsarbeiten zum Schutz vor anfallendem Dreck durch Tücher verhüllt war, deren Form die einfallsreichen Amerikaner aber zu der treffenden Bezeichnug „Big Donut“ veranlasste, denn tatsächlich sah die Verkleidung so ähnlich aus. Sämtliche Räume des Capitols waren imposant und prunkvoll, die Atmosphäre durch die vielen Gruppen aber etwas unruhig und hektisch und auch unsere Führerin eilte ziemlich schnell durch die Räume hindurch, sprach darüber hinaus etwas schnell und undeutlich, so dass es schon schwierig war, ihr zuzuhören, speziell über Kopfhörer, dabei gleichzeitig aber auch noch die Räume zu genießen und Fotos zu machen, was vor allem aufgrund der Lichtverhältnisse mit meiner Kamera letztlich eh nicht zufriedenstellend und wackelfrei gelang. Trotzdem hat sich der Besuch hier auf alle Fälle gelohnt.

Voller Eindrücke ging’s danach durch einen unterirdischen Gang in die Library of Congress, die angeblich größte Bibliothek der Welt mit > 100 Mio. Büchern (!), wo man die prächtige Eingangshalle sehen und einen Blick in den imposanten großen Lesesaal werfen konnte. Wieder draußen waren wir erstmal überrascht über die Temperaturen, angesagt waren 27 Grad Celsius, die herrschten mittlerweile bestimmt auch, so warm war es im Urlaub bisher noch nicht und sollte es auch nicht mehr werden, für uns ein richtiger Sommertag! Wir kauften uns etwas zu trinken, liefen dann vorbei an der Ost- und Westseite des Capitols zur Mall, schossen viele weitere Fotos, aßen einen Hot Dog und eine Brezel und nahmen dann die U-Bahn zum Arlington Friedhof.

Auch ohne Sinn für kritiklose Kriegsheldenverehrung zu haben handelt es sich hierbei um einen wirklich eindrucksvollen und sehenswerten Ort, der in meinen Augen weniger der Glorifizierung der Kriegstoten dient als vielmehr durch die Vielzahl der weißen Grabkreuze einfacher Soldaten in ihrer Gleichförmigkeit eher die Sinnlosigkeit des Sterbens im Krieg deutlich macht, alle Besucher verhielten sich hier entsprechend ruhig und andächtig. Gräber von Persönlichkeiten, die wir als Europäer kannten, gab es nicht so viele, wir besuchten lediglich das von John F. Kennedy und Ehefrau, das durch schlichte Grabplatten und eine ewige Flamme einfach und würdevoll wirkte, ehe es zu Fuß über die Potomac-Brücke wieder zur Mall ging, um dort die weiteren Memorials anzusehen.

Nochmal kauften wir uns etwas zu trinken, gingen dann zuerst zum Memorial des Koreakriegs, das nicht abstrakt, sondern konkret war mit bildlichen Darstellungen von Soldaten im Krieg, aber trotzdem ergreifend, anschließend ging’s weiter zum Vietnam Memorial, hier gefiel mir das Standbild von drei Soldaten unterschiedlicher Hautfarbe gar nicht, die z.T. in den Boden eingelassene Granitwand mit den Namen gefallener Soldaten und den vielen kleinen Flaggen davor aber umso mehr. Am Lincoln Memorial war „die Hölle los“, am Vorabend wirkte es aber in meinen Augen viel eindrucksvoller bei Beleuchtung, jetzt von innen eher düster, zumal die Sonne schon dahinter stand und die Vorderseite komplett im Schatten lag. Das WW2-Memorial demgegenüber sah sowohl am Vorabend als auch heute in meinen Augen eher aus wie Speer-Architektur aus dem 3. Reich, tagsüber vielleicht noch etwas freundlicher, aber ich denke, ein derartiges Denkmal würde man in Deutschland heutzutage nicht mehr bauen. Eine Viertelstunde vor Sonnenuntergang standen wir dann schließlich vorm Weißen Haus, und während am Vorabend eine große Bannmeile drum herum abgesperrt war, konnte man heute viel näher dran, bis an den Zaun, wie wir später hörten hatte sich wohl am Vortag ein Eindringling unbemerkt Zutritt verschafft, was dann die verschärften Sicherheitsvorkehrungen nach sich zog. Aus der Nähe sah das Weiße Haus doch etwas größer aus als aus der Ferne, ansonsten schön gepflegt und genauso wie im Fernsehen…!

Zum Abschluss des Tages fuhren wir wieder mit der U-Bahn, stiegen diesmal eine Haltestelle eher aus an der U-Street, und oben am Ausgang lag schon direkt Ben’s Chili Bowl, wo wir einen leckeren Hot Dog mit Chili-Soße und Pommes aßen, dazu eine „homemade lemonade“ tranken. Es hat gut geschmeckt, wenn auch die Wurst unter der reichlichen Chili-Hack-Soße (so eine Art Chili con carne) fast verschwand. Der Laden ist wohl trotzdem Kult, hier waren neben Barack Obama und Bill Cosby auch schon Hillary Clinton, Nicolas Sarkozy und einige andere, dokumentiert durch zig Fotos an den Wänden. Da unsere Metrocard leer war liefen wir den Weg nach Hause, bis wir schließlich gegen 21 Uhr in unserer Unterkunft ankamen, deutlich früher als am Vorabend. Auf dem Weg stellten wir übrigens noch fest, dass die Lokale, die sich in der Stadt nicht fanden, wohl offensichtlich alle in der U- bzw. 18. Straße lagen, hier herrschte jede Menge Leben, es fand sich für jeden etwas, außerdem lag das rege Treiben sicherlich auch noch daran, dass heute Samstag war. Nach einem anstrengenden Tag und einer kurzen Nacht waren wir wieder reichlich k.o. und schliefen gegen 22:45 Uhr ein.

Gefahren: 0 mi (0 km)

Unterkunft: Mt. Pleasant Shabby Chic BnB, gebucht über airbnb (123 $ / N. inkl. FS)

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