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Cape Cod

Di., 23.09.14: Von Niagara Falls nach Cape Cod

Da es ab 7 Uhr FrĂŒhstĂŒck gab, standen wir um 6:30 Uhr auf, waren um kurz nach 7 Uhr unten, aber bei weitem nicht die Ersten, wenn auch um diese Uhrzeit noch nicht ganz so viel los war wie gestern. Schließlich nahmen wir vom FrĂŒhstĂŒcksbuffet noch (wie alle anderen auch und deshalb ohne Hemmungen) 1 GetrĂ€nk und 1 Apfel mit, checkten aus und brachen gegen 8 Uhr auf. Das Navi zeigte als voraussichtliche Ankunftszeit auf Cape Cod 16:34 Uhr an, tatsĂ€chlich kamen wir mir allen Pausen um 18:50 Uhr am Ziel an, was immer noch eine gute Zeit war, wir fuhren nicht im Dunkeln, ĂŒberhaupt war die Fahrt zwar lang, aber ruhig und entspannt auf meist guten Straßen mit normalem bis wenig Verkehr, die Strecke teils landschaftlich ganz schön, teils aber auch eher eintönig. Wir kehrten unterwegs 1x zu Mittag ein, 1x zum Kaffeetrinken und Tanken und machten noch ein paar Toilettenstopps. Dass wir den Tempomat hatten erwies sich echt als Segen, denn es machte das Fahren sorglos und bequem, die Polizisten mit RadargerĂ€ten, die wir mehrmals sahen, konnten uns nichts anhaben, da wir immer die korrekte Geschwindigkeit hielten. Überraschenderweise traf das kaum auf die Amerikaner selbst zu, fast immer waren wir die langsamsten Fahrer, kaum jemand hielt sich an die Höchstgeschwindigkeit, die meisten fuhren 5 oder 10 m/h schneller, einige hupten sogar ungeduldig, wenn man korrekt fuhr und sie nicht vorbeikamen, selbst ein paar „Springer“ gab es, das hĂ€tte ich so nicht erwartet, gerade wegen der angeblich hohen Strafen. Genau bei Einbruch der Dunkelheit trafen wir in South Yarmouth ein, checkten in unserem gemĂŒtlichen, maritim-hölzernen und sehr sauberen Hotel ein und liefen dann wenige Meter zu Doyle’s Restaurant nebenan, eher eine Art Pub, wo wir deftig, aber lecker und vor allem interessant und abwechslungsreich aßen, ich hatte Clam Chowder mit (als Hauptgang) „broiled“ shrimps, scallops und scrod, mein Freund Putenfleisch auf „stuffing“ mit gerĂ€ucherten Schinkenscheiben, Ananas- und Rosinenbeilage, Cranberries und Salat, beide dazu leckeren KartoffelpĂŒrree und ein StĂŒck KĂŒrbis, das alles mit GetrĂ€nken ohne Trinkgeld fĂŒr unter $ 40, da gab’s nichts zu meckern. Das Lokal war auch recht voll, viele Einheimische dort, ist ja meist ein gutes Zeichen. Gegen 21 Uhr waren wir schließlich wieder im Hotel.

Gefahren: 532 mi (856 km)

Unterkunft: The Escape Inn, South Yarmouth ($ 100 / N. inkl. FS)

Mi., 24.09.14: Cape Cod (Rundfahrt ĂŒber die Insel)

Die Nacht war wegen der Lage an der Hauptstraße leider doch etwas unruhig, speziell in den frĂŒhen Morgenstunden, eigentlich schade, denn ansonsten war das Hotel, nicht nur das Zimmer, sondern auch das FrĂŒhstĂŒck, wirklich sehr gut und preis-wert. Außerdem gab’s nach dem FrĂŒhstĂŒck noch ein paar interessante Infos und Tipps von Michael, dem Hausherrn, ehe wir uns um 9 Uhr auf eine Rundreise ĂŒber Cape Cod begaben, bei der sich leider, wie schon bei der Planung zu befĂŒrchten, zeigte, dass wir eigentlich viel zu wenig Zeit fĂŒr die Insel vorgesehen hatten. Zuerst ging es Richtung Norden nach Brewster, wo wir den ĂŒber 100 Jahre alten General Store in einer ehemaligen Kirche besuchten, von dem hatte ich im Internet gelesen und es lohnte sich wirklich, so einen schönen, liebevoll und auch geschmackvoll eingerichteten und gepflegten Gemischtwarenladen „wie zu Omas Zeiten“ findet man nicht alle Tage, vom Knopf ĂŒber Postkarten bis hin zu losen Bonbons und Haushaltswaren gab es kaum etwas, das es hier nicht gab, tolle AtmosphĂ€re, in der man sich lange aufhalten konnte, entsprechend kauften wir auch einige Souvenirs hier ein. Danach spazierten wir noch ein wenig durch den Ort, was sich aber als nicht so effektiv erwies wegen der doch typisch amerikanisch großen Entfernungen. Weiter ging’s daher mit dem Auto nach Chatham am SĂŒdostzipfel, auf der Fahrt sah man immer wieder schöne bis sehr schöne HĂ€user, aber Anhalten zum Fotografieren klappte nicht gut, da die Straßen teilweise recht eng waren und außerdem viel Verkehr herrschte war trotz Nachsaison. Das gipfelte im Ort Chatham selbst, der sehr hĂŒbsch, aber auch pickepackevoll und sehr touristisch war, außerdem kostete das Parken hier, wie fast ĂŒberall, nicht gerade wenig, so dass wir zum Leuchtturm des Ortes weiterfuhren und dort eine kurze Pause einlegten mit Blick auf den Strand. Danach ging’s zum Chatham Pier, wo wir gegen 12 Uhr mittags eintrafen und großes GlĂŒck hatten, denn gerade kamen alle Fischerboote zurĂŒck in den Hafen und leerten ihren Fang aus, als „Beobachtungsstand“ fĂŒr Touristen hat man extra ein „Oberdeck“ angelegt, vom dem aus man gut zuschauen konnte, ohne die Fischer bei der Arbeit zu stören. Und das Beste war, dass sich vier Robben im Hafenbecken tummelten, von den FischabfĂ€llen fraßen und die Touristen begafften – klasse! In der Fischbude am Hafen wollten wir dann ein Fischbrötchen essen, wir wĂ€hlten Shrimps bzw. Clam Strips, was uns mit $ 12 bzw. $ 13 erst recht teuer vorkam, es war aber eine Riesenportion mit Pommes und kleinem Coleslaw-Salat, die das Geld allemal wert war und mehr als satt machte, mit den in Deutschland erhĂ€ltlichen Fischbrötchen nicht zu vergleichen.

Weiter ging’s zum Visitor Center des Cape Cod National Seashore Park, dort erhielten wir eine Übersichtskarte und zwei der diversen Trails liefen wir ab, erst den Nauset Marsh Trail, der schöne Blicke auf die Marschlandschaft freigab, dann den Atlantic White Cedar Swamp Trail weiter nördlich, von dem ich aber etwas enttĂ€uscht war, er verlief nur durch Wald, der „Swamp“ war nicht ĂŒberflutet, da hatte ich etwas anderes erwartet bzw. mir mehr versprochen. Zwischendurch stoppten wir noch kurz am Nauset Lighthouse, das weiß-rot in der Sonne leuchtete, auch die drei kleinen LeuchttĂŒrme „Three Sisters“, die man von der KĂŒste etwas abseits in einen Wald ins Landesinnere versetzt hatte, waren einen kurzen Blick wert. Danach fuhren wir, nochmal auf Empfehlung unseres Wirtes, an den Strand der Longnook Road, hier gab es bis zu 30 Meter hohe DĂŒnen und einen tollen Weitblick auf den Atlantik, der Sand war weich, das Wasser (zumindest fĂŒr die FĂŒĂŸe) angenehm, nur leider bescherten die Wellen mir ĂŒberraschend nasse Hosenbeine und da die Sonne inzwischen schon tief stand lag der Strand zum Großteil im Schatten. Wir fuhren deshalb weiter zu unserem Endziel Provincetown, wo wir gegen 17:20 Uhr ankamen, gut eine Stunde vor Sonnenuntergang. In der Hauptstraße, der Commercial Road, reihten sich Lokale, GeschĂ€fte und UnterkĂŒnfte lang aneinander, es war auch noch einiges los, wenn auch nicht ĂŒberfĂŒllt, dennoch hatten einige LĂ€den aber schon geschlossen bis zur nĂ€chsten Saison im Mai 2015, wunderte mich ein bisschen, wo das Wetter hier im September doch noch so schön ist und auch noch genug Touristen da. ‘Zig Regenbogenflaggen zeigten, auf wen der Ort besonders eingerichtet ist. Hier ließen sich sicher ein paar Tage Erholungsurlaub gut verbringen, wenn Provincetown nicht so ab vom Schuss liegen wĂŒrde und im Sommer offensichtlich komplett ĂŒberfĂŒllt ist. In einem CafĂ© tranken wir noch kurz einen Schluck, liefen in der DĂ€mmerung die Hauptstraße entlang zurĂŒck zum Auto und machten uns um halb acht wieder auf die RĂŒckfahrt zum Hotel, wo wir eine Stunde spĂ€ter ankamen. Abendessen war heute nicht mehr notwendig, da wir vom ĂŒppigen Mittagessen immer noch genĂŒgend gesĂ€ttigt waren.

Gefahren: 112 mi (180 km)

Unterkunft: The Escape Inn, South Yarmouth ($ 100 / N. inkl. FS)

Do., 25.09.14: Von Cape Cod nach Plymouth

Nachdem die zweite Nacht, wohl wegen der Gewöhnung an den Straßenverkehr, etwas besser war als die erste, weckte uns der Wecker noch verschlafen um 7 Uhr, wir packten, frĂŒhstĂŒckten ein zweites Mal (wieder lecker, aber exakt dasselbe wie gestern) und fuhren gegen 8:45 Uhr los, zurĂŒck Richtung Festland. Das Wetter war wie angekĂŒndigt: durchweg wolkenverhangen, kĂŒhler als gestern, ab 10 Uhr sollte es regnen, mal abwarten
 Was fĂŒr ein GlĂŒck wir am Vortag doch hatten! Wegen des schlechteren Wetters fuhren wir auch nicht die landschaftlich schönere KĂŒstenstraße 6A, sondern direkt auf die vierspurige US-6 mitten auf der Insel, durch Wald und ohne jegliche Aussicht aufs Meer, kamen aber dadurch schneller voran. Nachdem wir den Kanal ĂŒberquert hatten ging die Fahrt zunĂ€chst Richtung Nordwest nach Carver, da ich gelesen hatte, dass dort in der Gegend Cranberries angebaut werden und es interessierte mich sehr, wie das so aussieht. TatsĂ€chlich fanden wir auch einige Felder, die aber fast alle noch nicht geflutet waren zur Ernte, sondern noch trockenlagen, wir waren wohl noch etwas zu frĂŒh im Jahr. Die Felder lagen stets etwas vertieft, von kleinen GrĂ€ben umgeben mit höheren WĂ€llen drum herum, sodass man sich die Flutung gut vorstellen konnte. Schließlich fanden wird dann doch noch ein Feld, das wie ein geflutetes und schon abgeerntetes aussah, einige Beeren schwammen noch auf der WasseroberflĂ€che herum, andererseits waren die meist noch unreif, vielleicht waren sie deshalb bei der Ernte noch nicht eingesammelt worden. Insgesamt sah es in der Gegend aber nur teilweise so aus, wie ich mir das vorgestellt hatte, speziell bei der industrialisierten Anbauweise, die hier herrschen sollte, schließlich wird in Neu-England ja ein Großteil der Weltproduktion erzeugt. Auf die Idealvorstellung in meiner Fantasie von lauter bewĂ€sserten, viereckigen Feldern mit leuchtendroten, darin treibenden Beeren trafen wir jedenfalls nicht, egal, der Abstecher war auch so ganz interessant.

Danach ging’s dann nach Plymouth zur Plimouth Plantation, einem „living museum“, wo in einem eigens angelegten Dorf einerseits das Leben der hiesigen Ureinwohner, der Wampanoag-Indianer nachgestellt wird, andererseits das der „Pilgrims“, der PilgervĂ€ter, die mit der Mayflower aus Europa kamen und sich 1620 hier ansiedelten. Wohl bedingt durch das schlechte Wetter und dadurch, dass schon Nebensaison war, waren nicht alle HĂŒtten von kostĂŒmierten Schauspielern (im Pilgrim-Dorf) bzw. Nachfahren der Wampanoag (im Indianer-Dorf) belegt, dadurch wirkte es sicher nicht so „geschĂ€ftig“ und lebendig wie in der Hauptsaison, aber um einen Eindruck zu bekommen, wie die VerhĂ€ltnisse hier vor 400 Jahren waren, war’s doch ganz interessant. Die Nachfahren der Indianer waren alle im Hier und Jetzt angekommen, erzĂ€hlten davon, wie es ihrem Volk frĂŒher ging bzw. heute geht, wĂ€hrend die Schauspieler im Pilgrim-Dorf ein Leben in der Vergangenheit darstellten, sie sprachen altertĂŒmlichen Dialekt, taten so, als wĂ€ren sie gerade erst angekommen und reagierten auf Fragen nach dem Heute mit großen, verstĂ€ndnislosen Augen. Kurz gesagt: wenn man also einen Wampanoag im Indianerdorf fragte, welches Jahr der Kalender gerade anzeigt, antwortete dieser: „2014“, die Leute im Pilgrim-Dorf aber: „1620“. Der Dialekt der Pilgrim erinnerte mich ĂŒbrigens sehr ans HollĂ€ndische, war vom Tonfall und auch den Vokabeln stark daran angelehnt, was, wie man mir dort erzĂ€hlte, mit der Herkunft der PilgervĂ€ter zusammenhing. Anschließend aßen wir noch im zugehörigen Restaurant eine Suppe nach Wampanoag-Rezept und eine Art gefĂŒllte Pastete nach Machart der PilgervĂ€ter (mit HĂŒhnerfleisch und Johannisbeeren / Trauben gefĂŒllt), lecker und preislich auch noch o.k., wohingegen der Eintrittspreis mit fast $ 30 (inkl. Mayflower-Besichtigung) doch recht happig war, aber wohl auch wegen des hohen Personaufwands bzw. der damit verbundenen Kosten zumindest teilweise gerechtfertigt, wie ich vermute.

Wir fuhren anschließend in die Stadt Plymouth zum Hafen, wo die Mayflower II (eine originalgetreue Nachbildung des Schiffs der PilgervĂ€ter) vor Anker lag zur Besichtigung, da wir ja den Eintrittspreis schon mitbezahlt hatten. Auch fĂŒr’s Parken mussten wir hier mal wieder zahlen, wie sehr hĂ€ufig in den USA hĂ€tte ich das in dem Ausmaß nicht erwartet in solch einem „Autofahrerland“. Die Besichtigung war Ă€hnlich wie im Museum, ebenfalls mit kostĂŒmiertem Personal, das Schiff selbst doch arg klein, mit mehr als 100 Personen dĂŒrfte die Überfahrt ganz schön eng gewesen sein. Bereits gegen Ende unseres Besuches auf der Plimouth Plantation hatte es angefangen zu regnen, das hielt jetzt an, aber wir waren ja zumindest froh, dass es nicht richtig schĂŒttete.

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